Das Gefühl ist kein unbekanntes, denn es stellt sich auch ein, wenn man seinen Liedern lauscht.Droese singt selten von den Dingen, die die Welt in Gange halten oder eben nicht, sondern lieber von denen, die das Leben schreibt und beschreiben. Nur mit Liebesliedern, sagt Droese, tue er sich schwer, „da schifft man durch Klippen, die dort schon ewig stehen, und ringsherum liegend die Wracks am Meeresgrund.“ Ein beinahe scheues Lächeln, „aber man kommt irgendwie auch nicht wirklich darum herum.“Um die Lieder, nicht um die Klippen. Was Lukas Droese zwar weiß, aber nicht gleich sagt: Nach einer EP streift er nun auch mit seinem Debütalbum „Alles wird“ durch bundesdeutsche Minenfelder.
Das Genre hat seit Jahren schon Konjunktur, Droese selbst hat bereits den Support von Johannes Oerding gegeben, aber da gibt es ja auch noch all die anderen, ob Andreas Bourani, Bosse, Philipp Poisel oder Max Giesinger. „Ist mir klar“, sagt Droese, „im Positiven wie im Negativen. Ich finde es schön, das solche Musik Gehör findet, dass auch viele und immer mehr Leute gern deutsche Texte hören.“ Er wolle die Kollegen auch „gar nicht alle in eine Kiste werfen. Aber viele scheren natürlich Sänger mit Gitarre über einen Kamm, und dann heißt es irgendwann, ach nee, nicht noch einer.“ Man müsse schon sehr ehrlich hingucken und sich fragen, ob da überhaupt noch irgendwo Platz ist. Der einzige, kurze Moment leiser Koketterie in mehr als einer Stunde.
Denn da ist noch reichlich Platz. Wenn etwa Lukas Droese in „Kein Weg zu weit“ ein paar Verse auf englisch einbaut und man sich plötzlich gewahr wird, dass die „Docks Of The Bay“ ja durchaus auch in Hamburg zu finden sind, dann wird er zum Unikat. Und eine so milde, aber niemals im Flachwasser treibende Ballade wie das Titelstück seines Albums muss man schon im Erbe der Liedermacher von einst suchen, die dann jedoch textlich einer anderen Epoche als der des Lukas Droese verhaftet sind. Dabei möchte der über seine Verse auf gar keinen Fall schwadronieren, „ich wäre gern ein produktiverer Texter und bin schnell unzufrieden mit dem, was ich geschrieben habe. Es ist halt über jedes im Pop umsetzbare Thema schon tausendfach geschrieben worden. Ich suche dabei nach eigenen Worten, versuche alles Abgegriffene zu vermeiden und schreibe dann trotzdem manchmal Unsinn.“ Der es aufs Album offensichtlich nicht geschafft hat. Inzwischen, so Droese, achte er mehr darauf, „dass sich eine gewisse Selbstverständlichkeit in den Texten ergibt.“ Nagel auf den Kopf getroffen: Genau dies ist nämlich der Fall.
LIVE im Studio „Alles auf Anfang“:
https://youtu.be/X5qqYE-9XqU